IT-Sicherheit

Sind Server bald überholt?

Geschrieben von Ralf Luithle | Feb 27, 2023 12:25:47 PM

Sowohl die neuen Entwicklungen am Arbeitsmarkt als auch zuletzt die Pandemie haben Schwachstellen in Unternehmen und IT-Strukturen schonungslos aufgezeigt.

Wer es nicht schafft, konsequent und kontinuierlich die Digitalisierung der eigenen Geschäftsprozesse voranzutreiben, muss sich nicht wundern bald von der Konkurrenz überholt zu werden. Spätestens jetzt wird klar, dass modernes und mobiles Arbeiten eine konsequente Strategie zur Digitalisierung und passende Werkzeuge zur Kooperation erfordert. Sowohl Dynamik als auch Komplexität der IT-Umwelt bringen dabei immer wieder neue Anforderungen an Unternehmen hervor. Diese kann man sich allerdings eher wie große Containerschiffe vorstellen. Einen neuen Kurs einzuschlagen, erfordert rechtzeitig das Ziel zu fokussieren, sonst strandet man unfreiwillig am falschen Ort.

Neben den neuen Anforderungen am Arbeitsmarkt und der hieraus resultierenden internen Forderung nach weiterer Digitalisierung, sorgen auch die Bedürfnisse von Kunden- und Konsumenten für eine zunehmende Bedeutung digitaler Geschäftsprozesse. Als Beispiel dienen Online-Handelsplattformen, die vermehrt den klassischen Handel verdrängen. Hochwertige Webpräsenzen mit guter Produktion, Präsentation und Information sind essenziell, um am Markt weiter bestehen zu können. Neue Anforderungen können sehr kurzfristig entstehen und zwingen Unternehmen zu schnellen Anpassungen. Die Vorhaltung von Fachwissen in Form von Wissensdatenbanken und die Digitalisierung von Geschäftsprozessen schaffen hier Abhilfe und Transparenz, um in einer mobilen Arbeitswelt den Durchblick zu behalten und agil auf neuartige Probleme reagieren zu können. Der Einsatz von Software und Hardware muss dabei gut durchdacht und smart umgesetzt sein. Für mehr Agilität und Reaktionsgeschwindigkeit auf äußere und innere Ansprüche, wird alles miteinander kommunizieren müssen. Wer unter diesen Umständen in lokal betriebene Lösungen investiert, wird Schwierigkeiten haben den Anforderungen an Flexibilität gerecht zu werden und sieht sich hier zunehmend multiplen Problemen ausgesetzt.

Das gilt insbesondere auch für die Anschaffung von Server Infrastrukturen durch Kauf oder Leasing. Zudem erfordert diese im Voraus eine strategische Planung über mehrere Jahre hinaus, um die größtmögliche kaufmännische Attraktivität zu erhalten. Nachinvestieren bzw. Nachrüsten ist problematisch, da mit zunehmender Nutzungsdauer die anstehende Investition wegen der abnehmenden Restnutzungszeit unattraktiver wird. Damit sind klassische Lösungen bestehend aus Server und zentralem Festplattenspeicher höchst problematisch. Der Trend zu Hyper Converged Infrastructure (HCI) kann den Druck hier teilweise nehmen, da diese Lösungen durch die Anschaffung neuer Knoten auch vertikal skalieren bzw. erweitert werden können. Die Probleme durch die Bindung von Kapital zusammen mit komplexen Anforderungen solche Systeme stabil und sicher betreiben zu können, werden durch den Fachkräftemangel jedoch zusätzlich erhöht. Auf der anderen Seite haben viele schmerzhaft vor Augen, dass kurzfristig Bedarf für neue IT-Lösungen entstehen kann, wenn Mitarbeiter spontan von zuhause arbeiten müssen.

Ungeachtet dessen treten neue Probleme zu Tage, welche zu lösen sind. In vielen Unternehmen wurde Microsoft Teams eingeführt. Die weitere Nutzung von anderen Clouddiensten wird bei anhaltender Ablehnung zu funktionalen Einschränkungen und Problemen führen. So ist eine Verbindung zwischen der lokalen Microsoft Active Directory basierenden Benutzerverwaltung mit deren Cloud heute eine selbstverständliche Notwendigkeit. Nebenbei erhält der Kunde bei der Buchung entsprechender Onlinepläne eine Vielzahl von Funktionen, die anderen Kunden so nicht zur Verfügung stehen werden. Einfache Lösungsansätze ermöglichen es Kunden mit einem No- bzw. Low Code Ansatz selbsttätig Anwendungen zu gestalten.

Also migrieren wir nun alle in die Microsoft Azure Cloud?

Das wäre eine technische Option, um kurzfristig neue Lösungen in Betrieb setzen zu können. Wer bei seinem Webshop jedoch erwarten muss, dass die Anzahl der Zugriffe unerwartet spontan oder zyklisch enorm ansteigen, kann beispielsweise mit einer automatischen Skalierung in Azure dies lastabhängig bewerkstelligen. Aber, es bleibt die Kostenfalle vorprogrammiert. Ursache ist die leistungsbasierte Abrechnung. Sehr schnell können unerwartet hohe Kosten auftreten. Das nicht nur durch den Betrieb der Server, eine einfache Azure Firewall kostet aktuell € 720,-- monatlich und € 0,014 pro verarbeitetem GB Daten. Zusätzliche Funktionen wie Backup und Firewall kosten stets extra und sollten Daten außerhalb der EU verarbeitet werden, birgt dies stets ein Risiko in Hinblick auf die DSGVO.

Welche Alternativen stehen zur Verfügung?

Denken wir an eine Genossenschaft: Viele Mitglieder profitieren gemeinschaftlich am Zusammenschluss. Bezogen auf die IT wäre dies eine große Server-Infrastruktur, welche an verschiedenen Standorten von einem kompetenten Team betrieben wird. Flexibel und schnell können individuelle Anforderungen gelöst werden, welche eine lokale IT niemals kosteneffizient umsetzen könnte. Durch die neuen Outsourcing- und Hosting-Bedingungen von Microsoft, wird das Übertragen der Microsoft-Lizenzen in die Cloud eines Partners zudem weiter begünstigt. Der ständig beaufsichtigte Betrieb reduziert Risiken und gestattet den Mitarbeitern den Blick auf die Dinge zu richten, die Ihr Unternehmen ausmacht und nach vorne bringt. Mitarbeiter und Kundenanforderungen rücken so zurück in den Fokus einer Unternehmung. Durch das Inkludieren von Leistungen wie Backup und Firewall ist ein derartiger Service sogar günstiger als ein Azure Hosting.

Sind Server also tatsächlich bald überholt?

Ja und Nein. Die Anzahl der Systeme, welche bei Unternehmen vor Ort betrieben werden, geht in Zukunft deutlich zurück. Hybride Nutzungskonzepte werden den Übergang nahtlos gestalten und die Anzahl der bei Hostern oder Cloud Providern installierten Systeme gleichermaßen zunehmen lassen.

Viele Herausforderung sind zu meistern. Umzüge müssen bestenfalls im laufenden Betrieb erfolgen. Das flexible Arbeiten wird Wartungsfenster verkleinern.